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MEIN KIND SPIELT BALLERSPIELE, EGO-SHOOTER UND KILLERGAMES
...und liest kein Buch freiwillig.
Keine Panik. So schlimm ist das nicht... (im Allgemeinen! Bitte besuchen Sie zu diesem Thema auf jeden Fall den Elternratgeber
Aus meiner langjährigen Erfahrung mit Busfahrten in vollbesetzten Schulbussen (ca. 13:00 Uhr, nach meiner Dialyse) bin ich auf das Thema „Dauerzocken am PC + was Eltern daran nervt“ gestoßen. Sitzt man im hinteren Teil des Busses, bekommt man eine ganze Menge mit.
Das Problem:
Es werden nicht nur zu viele (Spiel-) Stunden vor dem PC oder der Konsole verbracht, sondern das jeweilige Spiel gefällt den Eltern überhaupt nicht. Am häufigsten werden Ego-Shooter gespielt. Natürlich ist man als Elternteil völlig entsetzt, wenn das eigene Kind mit hingebungsvoller Begeisterung mit einer vollautomatischen Waffe Menschen erschießt. Und das Ganze sieht auch noch sehr realistisch aus. Die Grafik ist perfekt, die Schüsse aus den Waffen haben einen richtigen Wums, den man mit einer guten Bassbox sogar intensiv im Körper spüren kann.
Wie schön wäre es, wenn mein Sohn oder meine Tochter mal freiwillig ein Buch lesen würde?
Ja, der Gedanke ist nachvollziehbar. Aber mit welchem Buch könnte man jemanden begeistern, der eben solche gewalttätigen Spiele spielt? Diese Frage habe ich mir im Jahr 2017 gestellt, also begann ich, die Reihe „Blackfin Boys“ zu schreiben. Action, Horror, Humor, Herzlichkeit, Freundschaft, Vertrauen, Sauereien, Verrat. Dazu Schießereien und die dadurch entstehenden Konsequenzen.
Versuchen Sie es einfach, legen Sie Ihrem Nachwuchs unbeobachtet ein Taschenbuch der "Blackfin Boys" auf die Spielkonsole oder auf den Schreibtisch. Auf Nachfrage sagen Sie einfach ganz unbeteiligt
„…ich dachte, das würde dich interessieren.“
Und jetzt einfach zügig die Bildfläche verlassen und so tun, als wäre das alles völlig unwichtig und belanglos. Die Bücher irgendwo hinlegen und entdecken lassen. Das klappt wesentlich besser als dem Kind etwas aufzuzwingen! Die Cover und Titel der Blackfin Boys sind so provokant und plakativ, dass der Nachwuchs bestimmt ein paar Zeilen lesen wird. Und ein paar Zeilen könnten der Anfang zur Lesebegeisterung sein.
Wichtig: Wenn mein Sohn oder meine Tochter den ganzen Tag Ballerspiele und Ego-Shooter am PC spielt, kann ich wohl kaum mit einem „altersgerechten“ Jugendbuch begeistern. Die Geschichten der BLACKFIN BOYS sind altersgerecht – auf diese eine, ganz spezielle Weise..., was mich zur nächsten Überschrift führt...
BÜCHER FÜR DIE „ANDEREN“ JUNGS
UND FÜR MÄDCHEN, DIE DIESE BÜCHER LESEN WOLLEN
&
EIN BISSCHEN ÜBER DIE BLACKFIN BOYS, FLYNN TODD,
INTRUSIVE GEDANKEN UND BUSGESPRÄCHE
Los gehts:
…also, die, die das eigentlich gar nicht wollen?
Analysieren wir dazu den kleinen Flynn, der im Jahr 1982 ganze Zwölf Jahre alt war. Da es nun um mich geht, werde ich diese Zeit Revue passieren lassen, wie man so schön sagt - denn ich war ja dabei und kann mich noch gut erinnern.
In meinem Alter hatte jeder Junge, der wenigstens ein wenig etwas auf sich hielt, ein anständiges Taschenmesser in der Hosentasche. Schließlich brauchte man das, wenn man im Wald einen Flitzebogen und die dazugehörigen Pfeile schnitzen wollte. Eine coole Waffe. Ja, Waffen waren cool. Das war einfach so – außerdem waren sie selbstgemacht und umsonst. Nur eine Schnur musste aus dem Werkzeugkeller des Vaters ausgeliehen werden.
Wessen Bogen am weitesten schoss, war der Sieger. Es war wichtig, Sieger zu sein. Ein nur kleines Wort - aber als Titel unerlässlich, um sich in der Gruppe behaupten zu können. Dass man diesen Titel am nächsten Tag wahrscheinlich wieder verlieren würde, war völlig unwichtig. Morgen – wann sollte das schon sein? Das war noch eine Ewigkeit entfernt. Der Moment zählte.
Aber das Leben spielte sich nicht nur draußen ab. Und weil Mama das wusste, weil sie klug war, kaufte sie ein Buch für den kleinen Flynn - falls das Wetter mal schlecht werden sollte. Es war der erste Band der TKKG-Reihe von Stefan Wolf. Ein Buch, das bei den Jugendlichen so unglaublich gut ankommt - sagte Mama.
Lesen? Ich habe doch frei? Außerdem lese ich doch schon in der Schule. Also ich weiß wirklich nicht, warum ich in meiner Freizeit lesen sollte?! Wir haben hier im Haus doch einen VHS-Videorecorder und dazu noch einen Super-8-Projektor und eine große Leinwand! Na ja, ich kann ja mal anfangen. Hm, das Cover ist ja so comicartig gezeichnet. Drei Jungs - und ein Mädchen ist auch dabei. Was will die denn da?
Jetzt bin ich schon auf Seite acht. Immer noch keine Verletzten oder Toten, nicht mal Blut. Ob sich das durch das ganze Buch zieht? Ich werde es wohl nicht herausfinden. Wo ist eigentlich die Super-8-Kopie von Freibeuter des Todes? Ich baue schon mal die Leinwand auf. Ach ja, das Buch.
Enttäuscht gab ich das Buch meiner noch enttäuschteren Mutter zurück. Aufgeben wollte sie aber nicht. Ihren zweiten Versuch startete sie mit „Die drei ??? und der Phantomsee“. Das hat geklappt. Zwar immer noch keine Toten, aber mal hin und wieder ein zwei Verletzte. Aber schon wieder lesen? Es gibt doch auch die Hörspiel-Kassetten von Europa! Ja, die würde ich gern haben, dann muss ich nicht lesen.
Das war es vorerst mit dem Thema Bücher.
Aus eigenem Antrieb (!) kaufte ich mir die Comics der Bastei-Reihe „Die blauen Panther“ und alle Ausgaben der „Gespenster Geschichten“. Die Panther waren eine richtig coole Bande, die durch ihren starken Zusammenhalt alle Probleme und Rätsel lösen konnte. Und die Bösen machten sie immer platt - gemeinsam schafften sie es. Wenn es doch nur eine Buchreihe gäbe, vielleicht eine Mischung aus Gespenstergeschichten und den blauen Panthern - die würde ich lesen, ja, genau die! Aber die gab es nicht.
Was war es, was ich vermisst hatte? Mir fehlten ganz offensichtlich ein paar Dinge, die mich aus der Reserve locken sollten. Dinge, die mich für die Mühe der Lektüre entschädigen sollten. Wie lächerlich klingt das aus heutiger Sicht. Aus der Sicht eines Erwachsenen schon, aus der Sicht eines hormongesteuerten Teenagers natürlich nicht.
Ja, nun, komm – was war es denn nun, was ich vermisst hatte? Hier isses:
1. Coole Typen
Sie sind die besten Freunde und gehen durch dick & dünn. Der Zusammenhalt geht über alles. Man ist nie wieder allein.
2. Coole Waffen
Wenn wir in Gefahr geraten und von bösen Schurken bedroht werden, müssen wir uns verteidigen können. Hauptsache, es sind ausreichend Waffen vorhanden. Man muss sie ja nicht benutzen, es sei denn, die Situation verlangt es. Dann darf auch geschossen werden. Wir hoffen es natürlich.
3. Knifflige Aufgaben
Kurz vor Exitus, übersäht mit Schnitt- und Platzwunden und keinen Plan, das eigene Leben zu retten? Ach, da überlegen wir uns schon was. Am besten im Team, da hat jeder einen anderen Vorschlag. Einer davon wird schon der richtige sein. Irgendwie wird alles gut. Das wird es immer.
4. Außergewöhnliche Locations
Abenteuer in der Heide auf Omas Bauernhof? Liegt ja quasi um die Ecke. Nur passieren wird da nix, überhaupt nix. Also ab auf tropische Inseln, in verschneite und gefährliche Gebirge oder ans andere Ende der Welt – hoch oben im Himmel oder tief auf dem Meeresgrund. Hauptsache weit weg! Weit weg von hier, weit weg von meinem Leben, hinein in meine eigene Phantasiewelt.
5. Blut & ein bisschen Splatter (unnatürlich übertrieben)
Ein paar Randfiguren müssen immer dran glauben. In den frühen Folgen von „Raumschiff Enterprise“ starben immer unbekannte Gesichter der Crew, wenn sie einen neuen Planeten erforschten - meist in roten Uniformen. Natürlich müssen immer die anderen dran glauben. Wir selbst kommen mit ein paar klaffenden Wunden und verletzter Eitelkeit davon.
6. Coole Fahrzeuge
Die Fahrzeuge sollten auf jeden Fall Amphibienfahrzeuge sein. Mit einem Auto auf dem Wasser fahren, das ist cool. Besser noch, wenn es auch unter Wasser fährt, beziehungsweise taucht. Außerdem brauchen die Helden Zugriff auf Helikopter oder Flugzeug. Mobilität ist überlebenswichtig – und sowas von cool.
7. Treuer Begleiter
Ein Hund, schön groß, der die besten Abenteuer mit einem zusammen bestreitet – und der auch mal ein Stück Fleisch aus der Wade eines Fieslings beißt. Außerdem muss man mit ihm gut knuddeln können.
8. Horror & Grusel
Etwas Unerklärliches, etwas Paranormales. Das unheimliche Unbekannte. Es macht Angst. Es macht Spaß.
...
Leider fand ich kein Buch, in dem das alles vereint war. Also blieb ich bei den Blauen Panthern und den Gespenster Geschichten. In meiner Phantasie vereinte ich beides, und träumte meine eigenen Abenteuer – und nur 35 Jahre später schrieb ich sie auf. Vielleicht geht es anderen ebenso, die die ganze Welt des Lesens noch vor sich haben..
Letztendlich war diese gesamte Kausalkette für die Entstehung der BLACKFIN BOYS ausschlaggebend.
Da gab es aber noch eine Menge Inspiration:
Hanni & Nanni, James Bond, George A. Romero, Jason Voorhees, Leatherface, Josefine Mutzenbacher, Wes Craven, Dylan O’Brien, Marianne Bachmeier, Leigh Whannell, Jeff Davis, den 5 Freunden und nicht zuletzt – von der Sawyer Familie.
Nicht zu vergessen: Der Zombie, der am Glockenseil hing. Und das tat er wirklich!
Die BLACKFIN BOYS sind vier Jungs im Alter von 16 bis 19 Jahren, die mit ihrem gutmütigen Rottweiler ständig in lebensgefährliche Abenteuer geraten. Die unzertrennlichen Freunde haben es oft mit paranormalen Bedrohungen zu tun, die sie nur als Team bekämpfen können. Ihr Überleben hängt von ihrer einfallsreichen Zusammenarbeit ab.
Ihre Gegner versuchen ständig, sie aus dem Weg zu räumen, doch mit viel Geschicklichkeit, Cleverness und ein paar Waffen schaffen sie es, die Oberhand zu gewinnen. Das ist nicht immer garantiert, aber eine Sache ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Die Jungs sind füreinander da. Ausnahmslos.
Ihre Abenteuer führen sie in ferne Länder. Ob auf einer tropischen Insel, im Schwarzwald, an der Küste Israels, im Amazonas Regenwald von Peru und im Bermudadreieck, selbst in Berlin und in der Antarktis kämpfen sie gegen skrupellose Wissenschaftler, Dämonen, geheimnisvolle Erscheinungen, okkult fanatische Nazis, Tierquäler, Mörder, Kinderschänder, Grabräuber und Zombies. Sogar im Reich der Toten haben die Jungs wichtige Dinge zu klären...
Dröseln wir noch kurz die Protagonisten genauer auf, bevor es weitergeht:
Toby, 19 Jahre
Ein Typ, der von seinem ausgeprägten Forscherdrang angetrieben wird. Er übernimmt gern die Rolle des Chefs, muss im Laufe der Zeit jedoch lernen, das Zepter auch mal aus der Hand zu geben. Das empfindet er als positive Erfahrung. Er möchte gern Kontrolle über das Geschehen haben. Tja, man möchte so viel.
Roland, 18 Jahre
Er ist groß, blond, blauäugig, gut durchtrainiert. Roland legt Wert auf Körperenthaarung und zeigt sich gern nackt, da ihm selbst gefällt, was er zu bieten hat. Er hat eine rohe und manchmal ungehobelte Art, die Dinge anzugehen, ist damit aber oft erfolgreich. Roland hat aber auch eine sehr sensible Seite, die er nur sehr selten zeigt. Im zweiten Band outet er sich als bisexuell. Er selbst findet diese Orientierung logisch, denn er will auf kein Geschlecht verzichten. Nachdem Roland einen Menschen aus Notwehr tötet, wird er immer wieder mit dem Gedanken konfrontiert und leidet darunter. Er verarbeitet das Geschehen mit seinen Freunden, die ihm großen Halt geben.
Mark, 16 Jahre
Mark sieht aus wie 14, ist aber in der Lage, Flugzeuge und Helikopter zu fliegen (sein Vater betreibt ein Flugtransportunternehmen für Spenderorgane in Arizona). Seine Unsicherheit steht ihm ins Gesicht geschrieben, aber wenn es darauf ankommt, kann man auf ihn zählen. Mark wächst im Laufe der Zeit über sich hinaus. Anfangs hasst er Waffen jeglicher Art und widmet sich lieber dem analogen Filmen und Fotografieren. In Band 3 merkt er, dass es Situationen gibt, in denen Waffen notwendig sind, um sein eigenes Leben zu schützen.
Julius, 17 Jahre
Julius wird erst gegen Ende des ersten Buchs fester Bestandteil der Blackfin Boys. Er ist zusammen mit seinem psychopathischen Zwillingsbruder Milan – genannt „Dix“ – auf der Insel gefangen, freundet sich aber schnell mit den Jungs an und hilft ihnen, die Insel zu verlassen. Tiefe Freundschaften sind ihm zunächst fremd, doch er genießt die Gesellschaft der Jungs und schenkt ihnen bald vollständig sein Vertrauen.
Stiles, der Rottweiler
Der übergroße Hund gehört dem Gegenspieler „Blake“ in Band 1. Dieser mag Hunde, doch leider mag sein eigener Hund ihn überhaupt nicht. Gegen Ende des ersten Buchs schließt sich Stiles als treuer Begleiter den Jungs an...
Ursprünglich waren die Blackfin Boys vier Männer im Alter von 22 bis 26 Jahren. Meine Lektorin Saskia gab mir jedoch den Rat, die Protagonisten auf ein jugendliches Alter schrumpfen zu lassen. Der Grund dafür war, dass sich die Story sehr gut für eine Jugendbuch-Reihe eignen würde. Also setzte ich das Alter der Jungs herab – jetzt waren sie zwischen 16 und 19 Jahre alt. Da die Zielgruppe im Regelfall zwei bis vier Jahre jünger sein sollte, wurde beschlossen, eine Altersempfehlung ab 13 Jahren auszusprechen.
Bei Büchern gibt es keine Altersfreigaben, so wie bei Filmen, es sind eben nur Empfehlungen. Ich sag mal ganz einfach: Die Blackfin Boys sind nichts für Zehnjährige! Außerdem wurde mir geraten, dass ich die Reihe als Bücher für Jungs deklarieren solle, denn zwei Gründe würden dafürsprechen.
Die Geschichten sind “Boys-Own-Adventures”, also für Jungs, die auf Abenteuer, Action und Horror stehen. Genau diese Art von Büchern würden aber auch viele Mädchen lesen, sogar explizit nach Stories in dieser Art suchen – also Geschichten, in denen nicht viele – oder so gut wie keine Mädchen eine Rolle spielen.
Allerdings warnte mich Saskia davor, dass Mütter in der Regel Bücher für ihre Kinder kaufen würden.
Und genau da könnte ein Problem auftreten. Mütter möchten zwar, dass der geliebte Nachwuchs liest, aber gleichzeitig soll ihnen (also den Müttern) das Buch auch gefallen. Das ist nicht immer so, aber es kommt vor. Nur leider vergessen Eltern dabei oft, dass ihre Kinder heimlich Serien wie z.B. The Walking Dead, Squid Game und The Witcher anschauen oder auf dem PC Call Of Duty spielen.
Das allerdings könnte die Zielgruppe sein. Würde ein junger Mensch, der solche Serien schaut, ein Buch lesen, dass den Titel „Der Morgen soll nicht kommen“ trägt? Nein, mit Sicherheit nicht.
Bücher haben eh schon einen Schwulen- (oder Weichei) -Ruf.
Das sind nicht meine Worte. Das sind die Worte eines etwa 15-Jährigen, der im Schulbus laut gepöbelt hat. Ja, das war nicht zu überhören. Vielleicht interessiert er sich für die Abenteuer der Blackfin Boys? Titel- und Covergestaltung würden bei Jungs sicher Interesse wecken, denn die Aufmachung als auch die Storys selbst, sind sehr reißerisch, provokant – und auf eine gewisse Art gewalttätig, jedoch ist diese Gewalt nie selbstzweckhaft.
Zwar sind die Geschichten der Blackfin Boys bei weitem nicht so brutal wie die vorgenannten Serien, aber es geht schon ziemlich zur Sache. Ein Grad von Gewalt, den Jugendliche ab 13 Jahren verarbeiten können, ja, sich sogar einen gewissen Grad an Gewalt wünschen. Woher ich das weiß? Wird noch im Kapitel “Woher ich das weiß?” erörtert.
Ich bin mir absolut sicher: Wenn ein Protagonist einen anderen mit einer Schusswaffe tötet, dann weiß der junge Leser sehr genau, dass diese Art der Konfliktlösung nicht auf das wirkliche Leben übertragbar ist. Zu dieser Erkenntnis ist meine Generation bereits 1984 gekommen, als Jason Vorhees in der Filmreihe Freitag der 13. mit seiner Axt in Ferienlagern wütete. Hat mir das geschadet? Bin ich deshalb zum Mörder geworden?
Ja, gut, ich habe (als Flynn Todd) zwei Tierquäler in Los Angeles umgebracht - und die anderen da... Aber das gehört jetzt nicht hierher.
Während meiner Zeit der Dialyse, die leider ganze zwölf Jahre andauerte, fuhr ich jeden Mittag in einem vollbesetzten Schulbus nach Hause. Anfangs nervte mich dieser dauerhafte Krach total – will man doch nach einer Blutwäsche einfach nur seine Ruhe haben. Doch ein paar Tage später resignierte ich und hörte einfach nur zu, was um mich herum so gesprochen, geflüstert und gefummelt wurde.
Im hinteren Teil des Busses saßen überwiegend Jungs, die mich nach ein paar Tagen nicht mehr wahrgenommen hatten. Ich war quasi unsichtbar für sie, obwohl ich als einziger Erwachsener zwischen ihnen saß. Vielleicht lag es an meinem Cappy, an meinem Rucksack – ich weiß es nicht. Damals war ich mit Band 1 noch ganz am Anfang und hatte keine Ahnung, wie Jugendliche miteinander umgehen und worüber sie reden. Da ich nun dreimal in der Woche in diesem Bus mitten unter meiner zukünftigen Zielgruppe saß, hörte ich aufmerksam zu.
Es ging dabei um überwiegend um
Ganz ausführlich wurde über Freundschaft und die damit verbundene Treue gesprochen. Nicht so offensichtlich, ganz cool und unterschwellig (natürlich). Diese Thematik war äußerst wichtig und Freundschaft hatte einen hohen Stellenwert – aber bitte – doch nicht so offensichtlich, also echt jetzt. Schwäche und Unsicherheit sind weitgehend zu verbergen, und mit weitgehend meine ich ungefähr 99,9 % (vielleicht auch mehr). Schwäche und Sensibilität könnte sogar als schwul gelten. Hm, seltsam. Roland von den Blackfin Boys ist bisexuell. Er haut jedem auf die Fresse, der ihn wegen seiner sexuellen Orientierung blöd von der Seite anquatscht. Das hat doch nun wirklich nicht viel mit Schwäche zu tun?!
Aber zurück zum Schulbus und dem dortigen Geschehen:
Unsere Freundschaft bedeutet dir wohl gar nichts!? Hörte ich des Öfteren. Worte wie Treue, Verletzlichkeit, Alleinsein und Traurigkeit hingegen überhaupt nicht. Obwohl – die Eigenschaften dieser Worte umgaben ihre verletzlichen Auren deutlich.
Aus den vielen Gesprächen zwischen vielen Schülern entstand schließlich die kurze Story Gewalt und Pornografie im Klassenchat. Auf dem Sender ARD gab es zudem noch eine Dokumentation, die genau dieses Thema behandelte. Die Erfahrung, die ich auf diese Weise in ein paar Jahren gesammelt hatte, führte letztendlich dazu, dass die Blackfin Boys so geworden sind, wie sie sind. Eine ungezügelte Meute von Schulbus-Teenies. Und ein bisschen mehr. Viel, viel mehr.
Kinder und Jugendliche, die relativ “nOrmAl” geraten sind, sagen zu Nutella Nutella – und nicht Nuss-Nougat-Creme. Warum also sollte ich als Autor etwas anderes behaupten, geschweige denn schreiben? Ich kann ja irgendwie auch nichts dafür. Wenn die Blackfin Boys am Strand einen Koffer finden, der Super-8-Filme von Kodak enthält, dann ist das so.
Wenn auf Rolands Nachttisch eine Glasflasche Black-Forest-Still steht, hat seine Mom ihm die da wohl hingestellt. Warum soll ich das nicht erwähnen? Klar, es gibt auch Wasser von anderen Marken – es war aber Black-Forest-Still.
Mark (16 Jahre, Mitglied Blackfin Boys) fotografiert gern analog. Bei vielen jungen Menschen wird dieses interessante Hobby immer beliebter. Im Gegensatz zu Fotos mit dem Smartphone ist ein analoges Bild, selbst wenn es nach der Entwicklung eingescannt wird, einfach anders. Schöner anders, wenn ich da mal ein 15jähriges Mädchen zitieren darf, das diesen niedlichen Satz zu ihrer Freundin im Schulbus sagte. Egal, Mark fotografiert auf Filmen von Kodak, CineStill- und Silbersalz-Film. Also schreibe ich das auf – ich war ja schließlich dabei und habe gesehen, welche Filme Mark in seine Kamera eingespannt hat.
Es sind aber nicht nur Marken, die ich bei entsprechenden Gelegenheiten nenne: Wer ein paar Euro übrig hat, kann etwas Gutes damit anstellen. Spontan fällt mir da Dunkelziffer e.V. ein. Dieser Verein aus Hamburg bietet ein großes Hilfsangebot für sexuell missbrauchte Kinder und Jugendliche. Die Zahl derer nimmt leider stetig zu.
Seashepherd leistet ebenfalls hervorragende Arbeit und setzt sich unter anderem dafür ein, dass die Delfinschlachtungen auf den Färöer-Inseln endlich aufhören. Bei Gelegenheit besuchen Sie doch mal die Shockshit-Unterseite https://www.shockshit.de/schau-nicht-weg, auf der ich die Info-Plattform „Soundswrong“ vorstelle. Hin und wieder mache ich auf ein paar Institutionen aufmerksam, die mir besonders am Herzen liegen.
Ich kann mir Vieles vorstellen und viel von dem, was ich schreibe ist erfunden – überwiegend die paranormalen Aktivitäten. Manchmal sind aber harte Fakten nötig. Fakten, die nicht mir, nicht google, dafür aber anderen bekannt sind. Dinge, die nicht jeder weiß, machen ein Buch viel interessanter.
Das alles wissen diese netten und hilfsbereiten Menschen – und sie haben es mir verraten!
So, fertig.
CC-BY info: https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de
© Thomas Mildner-Rotermund, shockshit.de
Link zum Artikel: https://www.shockshit.de/flynn-todd/beginn
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Mein alter Ego
Wer die Jungs sind
Kompletter Handlungsverlauf
Der Beginn
Randale im Schulbus, Jungs lesen anders
Übersicht der bisher veröffentlichten Bücher
Die großartigen Unterstützer
Video zu diesem Thema hier ansehen ↑ Sounds Wrong ist eine Kampagne der polizeilichen Kriminalprävention.